Pantheon — mit Arnulf Rating geht es „Aufwärts“

Von Ulrike Strauch

Bonn. Das Plakat zu Arnulf Ratings aktuellem Soloprogramm zeigt eine Rolltreppe, die abwärts führt: besetzt mit einer bunten Schar vom Banker über die Putzfrau bis zum Punk. Das Programm selbst trägt den Titel „Aufwärts“, womit der Zuschauer schon mitten drin steckt in einer Welt der Widersprüche und Abstrusitäten. Hier muss Rating Ordnung schaffen. Und dass er das kann, hat er jetzt im Pantheon bewiesen.

Nicht umsonst war „der große Blonde“ einer der Mitbegründer der „3 Tornados“, der Berliner Anarchotruppe, die von 1977 bis 1989 mit ihren munteren Respektlosigkeiten nicht umsonst an die kultivierten Chaoten von Monty Python erinnerte. Etwas mehr von diesem Temperament würde Rating sich allerdings wünschen, wenn er seine deutschen Landsleute heuer so anschaut.

Wie kann man gleichgültig die Schultern zucken, wenn jeder zweite aus Angst krank zur Arbeit geht? Wenn ein paar findige Manager einen Kaufhauskonzern dazu bringen, Miete für die eigenen Warenhäuser zu zahlen und die Mitarbeiter, die zur Rettung ihrer Jobs auf Lohn verzichten, am Ende doch auf der Straße stehen?

Schon in dieser Passage zeigt sich, dass hier ein Politkabarettist zu Werke geht, dessen Pointen sich nicht mit der Routine abgestumpft haben. Ganz im Gegenteil: Verletzte Eitelkeiten beim einen oder anderen werden billigend in Kauf genommen. Doch im Großen und Ganzen muss der Durchschnittsbürger nicht mehr und nicht weniger befürchten als einen ernst gemeinten Appell, es nicht bei der eigenen satten Satisfaktion zu belassen.

Ansonsten hat Rating, wie es sich für seine Zunft gehört, das Messer für die Berliner Regierungsspitze geschliffen. Frei nach seinem Motto „Der Trog bleibt der gleiche, nur die Schweine wechseln.“

Angesichts der Alternativen an der Urne sei es um so mehr zu bedauern, dass Wahllokale nach wie vor die einzigen sind, in denen es nichts zu trinken gebe. Vielleicht, so Rating, dass sich das, was Merkel & Co unter Politik verstünden, nur im Suff ertragen lasse. Das wäre eine Option. Die andere ist ein Besuch bei „Arnulfs Rating-Agentur“. Weil Lachen schon immer die Waffe des kleinen Mannes war. Und des großen wohl auch.

© General-Anzeiger, 05.05..2011