Arnulf Ratings Schweine am Trog in Langenau

Er gehört zu den dienstältesten Polit-Kabarettisten des Landes. Im Langenauer Pfleghof bewies Arnulf Rating: Er hat noch jede Menge Biss.


Hat auch mit 59 noch Biss: Kabarettist Arnulf Rating. Foto: Albert Hefele

Kabarettisten haben es heutzutage wegen der zunehmenden Konkurrenz sehr schwer, sich zu behaupten. Andererseits bieten sich ihnen, was die Themen angeht, paradiesische Möglichkeiten. Schließlich rekrutiert sich das momentan in der Öffentlichkeit aktive gesellschaftliche und politische Personal zu einem nicht geringen Prozentsatz aus veritablen Kotzbrocken, die man genüsslich durch den Kakao ziehen kann.

So weit, so gut, so mehr oder weniger lustig. Es ist, wie gesagt, nicht schwer, Dreck aufzuwirbeln. Schwierig ist, sich dabei wirkliches Gehör zu verschaffen, denn die Konkurrenz tobt auf allen Bühnen und auf allen Kanälen. Wer oder was setzt sich durch? Logischerweise nur noch jene, die auch vor krassen Aussagen nicht zurück schrecken.

Dem Publikum ist es egal, sogar recht. Das war auch am Samstagabend in Langenau spürbar. Während die erste Hälfte von Arnulf Ratings Programm ziemlich moderat und etwas dröge daherkam, zeigte er nach der Pause, dass er auch eine Nummer härter kann. Berlins gleichgeschlechtlich orientierter Wowereit wurde zum „erigierenden Bürgermeister“, und Dieter Bohlen attestierte Rating, „dass er das Brett, das er vor dem Kopf hat, schon im Namen trägt“. Die „Zeitung mit den großen Lettern“ ist immer gut als Stichwortgeber: „Julian erschlagen und weggeworfen!“ Kommentar Rating: „Wahrscheinlich noch in die falsche Tonne“. Na also, geht doch.

Diejenigen im Publikum, die den Namen Arnulf Rating noch von ganz früher kannten, warens zufrieden. Schließlich war der junge Rating Mitbegründer des legendären Anarcho-Kabaretts „Die 3 Tornados“, das sich unter anderem durch Auftrittsverbote und Gerichtsverfahren einen Namen machte.

Ganz so wild treibt es der heutige Rating nicht mehr. Aber zu der einen oder anderen ebenso präzisen wie provozierenden Aussage ist er schon noch in der Lage. So sein Kommentar zur gesellschaftlichen und politischen Entwicklung in diesem unseren Lande: „Der Trog bleibt der gleiche, nur die Schweine wechseln.“

Autor: ALBERT HEFELE © SÜDWEST PRESSE, 26.10.2010