Kabarett: „Aufwärts“ mit Arnulf Rating in Mannheim

Leiden an der Republik

Von unserer Mitarbeiterin Waltraud Brunst

Er leidet wie ein Hund an unserer Republik, der Arnulf Rating. Das macht sein atemloses Zwei-Stunden-Programm „Aufwärts!“ auch dem letzten Hinterbänkler in der ausverkauften Mannheimer Klapsmühl' klar. Ein politischer Kabarettist, der seinem Publikum Fragen über Fragen um die Ohren schlägt, die hoffentlich zu Denkanstößen werden. Warum gibt es nach Wahlen keine Rückrufaktionen? Was ist das für ein Land, das aus Niebels und Pofallas Minister macht und Westerwelle für einen Hoffnungsträger hält? Warum hat die SPD immer dann gute Ideen, wenn sie nicht an der Regierung ist? Warum lassen sich die Wähler das ewige Gürtel-enger-Schnallen gefallen, während den Banken eine halbe Billion sonstwohin geschoben wird?

EU-Gipfel als Ganzjahresfasching

Rating vermisst die kollektive Wut angesichts der Zumutungen, und er ist da gar nicht zimperlich. „Angela Merkel ist vor 20 Jahren erstmals mit einer Banane in Berührung gekommen; jetzt macht sie eine ganze Republik daraus“. EU-Gipfel nennt er Ganzjahresfasching ohne Kostüme, und am schönsten ätzt er über das politische Endlager Brüssel, wo sich Stoiber und Oettinger auf Englisch unterhalten. Und in Afghanistan ist das Kind bekanntlich schon in den Brunnen gefallen, noch bevor wir ihn gebaut haben.

Wieso haben wir trotzdem so oft gelacht an diesem Abend? Weil Rating seinen gerechten Zorn mit köstlichen Metaphern anreichert. Er plaudert von Schröders Machtschattengewächs Steinmeier und der Frau Pauli, nach der in Hamburg immerhin ein Stadtteil benannt wurde. Per Hütchenspiel klärt er noch den Standpunkt von Sigmar Gabriel und schwenkt die Sammelbüchse für's Banker-Genesungswerk.

© Mannheimer Morgen, 20.02.2010