Der Spottmanager

Drei Seelen schlagen in der Brust des Berliner Satirikers: die des Organisators, der das "Maulhelden"-Festival ebenso auf die Beine stellte wie den "Blauen Montag", den er, seine zweite Seele, launig moderiert

Und natürlich ist Arnulf Rating immer noch Kabarettist, einer der besten in der Szene. In seinem Soloprogramm "Alles Prima", das er jetzt letztmalig in Berlin präsentiert, ist Rating Aufsichtsrat, Betriebsrat und Arbeitnehmer in einer Person. Er verkörpert nämlich eine Ich-AG, jenen Firmentypus, von dem sich die "Spezialdemokraten" vor noch nicht allzu langer Zeit Erlösung auf dem Arbeitsmarkt versprachen.

Wenn bei Politikern Versprechen sich später oft als Versprecher erweisen, meint es Spottmanager Rating bitterernst mit seinen verbalen Breitseiten. Das der Alleinunterhalter, der in diverse Rollen schlüpft, Unvermögenssteuer, Schwafelsteuer und Kalauerpauschalen zur Rettung des Bundeshaushalts fordert, gehört noch zu den harmlosen Sprüchen des Abends.

Beim ehemaligen Mitglied der "Drei Tornados", dem skandalumwitterten Sponti-Trio der achtziger Jahre, ist der alte Anarchogeist im Unterschied zu manchen früheren Weggefährten eben immer noch nicht flöten gegangen. Wenn es darum geht, seinen politischen Widersachern die Flötentöne beizubringen, kennt Arnulf Rating keine Parteien, sondern nur noch Deutsche. Zur Optimierung des weltweiten Friedenseinsatzes der Bundeswehr sollten seiner Meinung nach Casting-Shows zu "Kreischwehr-Ersatzämtern" umfunktioniert werden. Der Grund: "Vor Soldaten wie Küblböck oder Bohlen ergreift jeder Feind die Flucht."

Uwe Sauerwein

© Berliner Morgenpost, 19.04.2005